Das Projekt Kultkabinen in Lenzburg durfte reaktion.ch unterstützen und konnte in Zusammenarbeit mit der Firma Procamed bei allen Kultkabinen in Lenzburg einen öffentlich zugänglichen Defibrillator installieren.

Die drei ZOLL AED3 finden Sie bei der KultKabine "Post", "Seife" und "Krone" und sind rund um die Uhr für Jedermann und Frau zugänglich.

 

Die Defibrillatoren werden regelmässig und fachkundig überprüft, damit sie in Notfallsituationen einsatzbereit sind und Leben retten können.

 


Der Lenzburger Bezirks Anzeiger hat einen Bericht über den Event von reaktion.ch in der KITA Villa Kunterbunt in Staufen veröffentlicht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Zeitungsartikel stimmt zwar nicht ganz mit dem wirklichen Einsatz überein aber wichtig ist, dass Herr Wigger aufgrund vieler Zufälle überlebt hat.

Während des Faustballtrainings in der Turnhalle Lenzhard in Lenzburg erlitt der 67-jährige Richard Wigger einen Herzstillstand. Dass er noch lebt, verdankt er einer Kette von glücklichen Umständen. von Ruth Steiner

 

Als der Entertainer Udo Jürgens nur wenige Tage vor dem Weihnachtsfest an Herzversagen starb, ist Richard Wigger einmal mehr durch den Kopf gegangen, welches Glück ihm nur kurze Zeit zuvor widerfahren war.

«Ich habe ein Riesenschwein gehabt», erzählt der pensionierte Kantonspolizist aus Niederlenz. «Dass ich den Herzstillstand überlebt habe, grenzt an ein Wunder.»

Jetzt sitzt Richard Wigger am grossen Tisch im heimeligen Wohnzimmer in seinem Heim in Niederlenz und erinnert sich an jenen verhängnisvollen Dienstagabend im Dezember, an welchem er dem Tod nur ganz knapp von der Schippe gesprungen ist.

Passiert ist der Vorfall beim wöchentlichen Training der Faustballerriege des Turnvereins Lenzburg in der Turnhalle Lenzhard. «Es gab keine Anzeichen auf irgendwelche Ungereimtheiten. Wir waren bereits rund eine Stunde am Trainieren, ich ging auf den Ball zu, der in meine Richtung flog. Plötzlich bin ich zu Boden gegangen.»

Dann hören Wiggers Erinnerungen auf, es folgt der berühmte Filmriss. Als er wieder zu sich kommt, liegt er auf der Intensivstation im Kantonsspital in Aarau. Am Bett steht seine Frau, besorgt und aufgewühlt. Die Diagnose: Herzstillstand.

Jede Minute ist lebenswichtig

Bei einem plötzlichen Herzstillstand ist Zeit der entscheidende Faktor. Laut einer Studie der American Heart Association sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit nach einem Herzstillstand pro Minute um bis zu zehn Prozent. Das bedeutet, dass ein Überleben nach einem plötzlichen Herzstillstand nach zehn Minuten praktisch bei null ist.

Und weil ein Notfallwagen normalerweise erst später erscheint, liegt die lebensrettende Hilfe in diesem Moment in den Händen der Umstehenden.

Als Richard Wigger in der Halle unvermittelt einsackte, ist anschliessend schier Unglaubliches passiert, das ihm wohl ein zweites Leben schenkte.

Hans Waltenberger ist Obmann der Faustballriege. Er schildert die folgenden Minuten so: «So wie Richi zu Boden ging, habe ich sofort realisiert, dass es sich um einen gravierenden Vorfall handelt.»

Wigger habe bereits früher mit Herzproblemen gekämpft und deshalb Bypässe gelegt bekommen. Aus diesem Grunde, sagt Waltenberger, habe er nicht lange gezögert und sofort über sein Mobil-Telefon die Notfallnummer 144 angerufen.

Es sei kaum eine Minute vergangen, er habe das Telefon noch in den Händen gehalten, keiner der Anwesenden sei dazu gekommen, selber Notfallmassnahmen zu ergreifen, schon eilte ein Team von Notfallsanitätern in die Halle.

In der falschen Halle gelandet

Und dieses hat die Situation sofort richtig eingeschätzt. «Ein Rettungssanitäter hat mit der Herzdruckmassage begonnen und seine Teamkollegin hat sofort den Defibrillator eingesetzt, den sie aus dem Ambulanzfahrzeug geholt hatte», so Waltenberger. Nur kurze Zeit später war Richard Wigger, notfallversorgt, auf dem Weg ins Spital.

Ebenso rasch klärte sich anschliessend das Phänomen, das die professionelle Nothilfe unheimlich schnell vor Ort gebracht hatte. Er stellte sich heraus, dass die Ambulanz bereits für einen anderen Notfall in den Lenzhard-Campus gerufen worden, irrtümlicherweise jedoch in der falschen Halle gelandet war – zum grossen Glück für Richard Wigger.

Im Kantonsspital wurde Wigger auf der linken Brustseite ein Defibrillator implantiert. Das Gerät ist etwa 5×5 Zentimeter gross und wiegt 70 Gramm. Dieses wacht nun über den Herzrhythmus des 67-Jährigen und regelt diesen, wenn nötig, mit angepassten Stromstössen.

Der Strom wird mit Elektroden durch das Herz geschickt und kann die Wiederherstellung eines normalen Herzrhythmus unterstützen. Richard Wigger sagt, er habe sich mit dem neuen Fremdkörper in seiner Brust arrangiert, so wie ihm die Ärzte geraten haben. Mehr noch: Er spüre, wie ihm das Gerät Sicherheit vermittle.

Und jetzt blickt er bereits wieder nach vorn: Vom Faustballspielen wird er sich verabschieden müssen, weit ausholende Armbewegungen sind wegen der gelegten Sonden möglichst zu vermeiden. Das bedaure er zwar, doch blieben ihm als sportliche Aktivitäten künftig immer noch das Wandern, Velo- und Skifahren.

 

Laut der American Heart Association sind weltweit jährlich über sechs Millionen Menschen von einem plötzlichen Herzstillstand betroffen. Mit einer Überlebensrate von fünf Prozent oder weniger ist er für mehr Todesfälle verantwortlich als Brustkrebs, Lungenkrebs, Aids und Schlaganfall zusammen. Auch Richard Wigger wirkt sehr nachdenklich, wenn er sagt: «Es wurde mir erst mit der Zeit bewusst, dass ich Weihnachten fast nicht mehr erlebt hätte.»